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Weissmies
Die Weissmies? Der Weissmies? Das Weissmies? Wie nun, in jedem Führer steht es anders. Die Saastaler sagen das Weissmies, also gilt das auch für mich.
Im Gegensatz zum letzten Mal werde ich den Berg von Süden, also gletscherfrei auf dem Weg der Erstersteiger, aus dem Almageller Tal angehen.
So wandere ich dann an einem schönen Nachmittag erst durch Wald, später durch blumenreiche Wiesen aufwärts und erreiche nach gut einer Stunde die Almageller Alp. Danach heißt es noch zwei Stunden Aufstieg, bevor an der Almageller Hütte das Tagespensum geschafft ist. Die Hütte ist gut belegt, dazu kommt noch eine etwa 40-köpfige internationale Militärtruppe. Und fast alle haben dasselbe Ziel, den Weissmiesgipfel.
Schon vor vier Uhr früh fliegen die Türen auf, das Licht geht an und die Hütte erwacht im Zeichen allgemeiner Mobilmachung. Nach dem Frühstück starte ich noch in völliger Dunkelheit hinauf zum Zwischenbergpaß, den ich nach einer Stunde erreiche. Inzwischen ist genug Licht am Himmel, um zu sehen, daß von Südosten dichte Wolkenfelder herantreiben.
Kurz über dem Paß erreiche ich das Firnfeld und mit eisenbewehrten Füßen geht es steil, aber zügig aufwärts. So gelange ich zum Einstieg in den Südostgrat. Von nun an geht es in lustiger Kletterei nach oben. Gelegentlich muß man schon mal ordentlich zupacken, aber der Grat ist breit genug, so dass man sich kaum in ernsthaftem Absturzgelände befindet. Der günstigste Aufstiegsweg ist zudem oft von Steigeisenkratzern markiert. An einem Vorgipfel endet der Fels, über einen Firngrat geht es hinüber zum geräumigen Hauptgipfel, den ich kaum dreieinhalb Stunden nach dem Start erreiche.
Nur zwei junge Schweizer sind schon oben und so genießen wir ein stilles Gipfelglück mit großartigem Panorama.
Mir graust etwas vor dem 2400-Meter-Abstieg, jede Menge Gegenverkehr und Wolken am Zwischenbergpaß eingeschlossen.
So bin ich froh, als die beiden Schweizer mir ein Ende ihres Seils für den Gletscherabstieg Richtung Hohsaas anbieten. Gemütlich bummeln wir wenig später in der Flanke nahe des Westgrates abwärts. Nach Verlassen des Grates Richtung Norden geht es steiler hinab und die Bedrohung durch die mächtigen Seracs wirkt durch herumliegende Eisblöcke recht überzeugend. Im Gletscherbruch ist dann noch die eine oder andere Spalte springend zu überwinden, bevor wir nach zwei Stunden Abstieg Seil und Eisgerät verpacken. An der Bergstation Hohsaas löschen wir gemeinsam unseren Durst, dann übernimmt die Bergbahn den knieschonenden Abstieg ins Saastal.
Juli 2007
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