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Weißkugel
Vor zwei Jahren wollten wir Wildspitze und Weißkugel auf einen Ritt besteigen. Doch nach der Wildspitz-Tour zog miserables Wetter auf, danach haben körperliche Gebrechen meinerseits jegliche Gipfelpläne zum Scheitern verurteilt.
Also nehmen wir erneut Anlauf, fahren nach Südtirol ins Langtauferer Tal in den kleinen Weiler Melag. Dort versuchen wir, unsere automobilsteifen Beine während dem gut zweistündigen Marsch hinauf zur Weißkugelhütte wieder in Form zu bringen. Von der Wirtin werden wir freundlich und mit einem Schnapserl empfangen sowie später beim Abendessen bis zum Platzen abgefüttert.
Am nächsten Morgen um fünf Uhr, die Hütte liegt noch in tiefem Schlaf, quälen wir uns aus den Decken. Lediglich eine weitere Zweierseilschaft und wir brechen nach dem bereitgestellten Frühstück zur Weißkugel auf.
Die Tour startet mit dem Abstieg hinab zur Moräne und dem Aufstieg auf dieser. Etwa eine Stunde dauert die eklige Stolperei durch loses Geröll.
Dann können wir die Steigeisen anlegen und auf dem Gletscher weiter aufwärts wandern. Nach drei Stunden erreichen wir das Weißkugeljoch. Unser Plan sah vor, hier rechts abzubiegen und die Ostflanke direkt hinauf zum Gipfel zu steigen. Aber wir stecken in dichten Wolken, müßten praktisch blind weitersteigen. Zudem weht ein scharfer Wind, der uns zwingt, sämtliche mitgebrachte Kleidung anzulegen. Also setzen wir die Spirale rund um den Berg auf dem Normalweg fort. In leichtem Auf und Ab geht es hinüber zum Hintereisjoch. Weiter über eine steile Firnflanke steigen wir hinauf zum Südgrat und erreichen über diesen die Gipfelfelsen. Endlich findet die Gletscherhatsch ihr Ende.
Wir deponieren Steigeisen, Pickel und Seil, klettern in wenigen Minuten hinauf und erreichen nach fünf Stunden das Kreuz des dritthöchsten Berges Österreichs.
Hier kramen wir etliche Leckerbissen aus den Rucksäcken hervor und schwelgen die nächsten Minuten in lukullischen Genüssen. Was bleibt uns auch weiter übrig, denn auf den seelischen Genuß in Form der normalerweise großartigen Aussicht müssen wir der dichten Wolken wegen verzichten.
Nach einsamer Gipfelrast steigen wir wieder abwärts, aber schon kurze Zeit später, wir sind noch auf dem Firngrat, zerteilt der Wind das Gewölk. Erste Tiefblicke werden frei.
Und binnen Minuten strahlt die Sonne heiß auf uns herab und letzte Wolkenfetzen flattern davon. Mit gezücktem Fotoapparat starten wir also den Gletscherabstieg zur Moräne, stolpern über diese hinab und wandern im Gegenanstieg hinauf zur Hütte. Hier rasten wir, lassen ein Radler durch die Kehle zischen, stopfen den Gletscherkram in die Rucksäcke und wandern dann in eineinhalb Stunden hinunter und hinaus nach Melag, zum Ausgangspunkt der Tour.
August 2009
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