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Tofana di Rozes
Nach ein paar Regentagen ist das Wetter wieder halbwegs annehmbar, für meine geplanten Gipfel aber nicht stabil genug. Gut, denk ich, dann nehm ich mir eben die Tofana vor. In dem Massiv stehen gleich drei Gipfel über 3000m zur Auswahl. Die Tofana di Rozes mit ihrer mächtigen Südwand, gleich an der Falzarego-Paßstraße, ist mir schon paar Mal ins Auge gesprungen. Und da ein interessanter Klettersteig hinaufführt, fällt mir die Entscheidung nicht schwer.
Früh nach sechs packe ich nach einem schnellen Frühstück meinen Krempel in Toblach zusammen und keine zwei Stunden später schlüpfe ich an der Dibonahütte in die Bergstiefel. In einer Stunde steige ich hinauf und unter der Südwand hinüber zum Einstieg in den Castelletto-Stollen. Dieser wurde während des Ersten Weltkrieges zu Kriegszwecken aus dem Fels gepickert. Steil, dunkel, rutschig, so geht es durch diesen Tunnel aufwärts. In der Finsternis habe ich Zeit, darüber nachzudenken, welche Mühen Menschen auf sich nehmen, nur um ihresgleichen möglichst effizient vom Leben in den Tod zu befördern. Damals wie heute!
Wieder ans Tageslicht gelangt, wandere ich hinüber zum Einstieg des Klettersteiges. Nun geht es durch den unteren Teil der Westwand abwechselnd kurze Felsstufen hinauf und auf Bändern nordwärts. Die Kletterstellen sind stets mit straff gespannten Stahlseilen versehen, Griffe und Tritte aus Eisen sucht man aber vergeblich. So ist einige Male beherztes Zupacken erforderlich. Zudem läuft jede Menge Wasser vom Berg, das macht den Fels kalt, feucht und glatt. Aber nachdem Kletter- und Gehgelände einige Male gewechselt haben, stehe ich oben an der Weggabelung. Links gelangt man rasch zu den Tre Dita und weiter zur Giussanihütte. Ich quere jedoch auf einem Band nach rechts und gelange so in einen riesigen Felskessel.
Durch diesen geht es über Felsstufen und auf Bändern aufwärts. Ein letztes Mal ist Armkraft gefragt, dann erreiche ich den Ausstieg und biege in den Normalweg ein. Durch Geröll geht es hinauf zum Kreuz. Nach viereinhalb Stunden lasse ich mich dort zu gemütlicher Rast nieder. Die Aussicht allerdings ist alles andere als genußvoll zu nennen,
denn sie ist schlichtweg nicht vorhanden. Dichte Wolken hüllen den Gipfel ein.
So habe ich keinen Grund, länger als nötig hier oben zu bleiben. In gut einer Stunde sause ich durch Geröll, über kleine Felsstufen und Schneefelder hinab zur Giussanihütte. Hier verschnaufe ich noch mal. Dann geht es in einer dreiviertel Stunde durch den Vallonkessel hinunter zum Ausgangspunkt dieser Tofana-Runde.
Juli 2008
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