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Lagginhorn
Ich glaube, ich bin nicht ganz bei Trost! Da gibt es eine Seilbahn, mit deren Hilfe man sich für einige Fränklis fast 1200 Höhenmeter erkaufen kann, doch ich Trottel schleppe den pfundigen Rucksack in Hand-, sprich Beinarbeit nach oben. Da schlüpft schon der eine oder andere Fluch, meinen Geiz und solche Dinge wie by fair means betreffend, über meine Lippen. Als ich mich gut zwei Stunden später auf den Weg von der Bergstation zur Weissmieshütte mache, stelle ich schnell fest, daß für heute weiterhin Bedarf zum Fluchen besteht. Denn als der Wind den Lagginhorngipfel freibläst, klappt mein Kinn zunächst erstmal ab. Der laut Führer leicht zu erkletternde felsige Westgrat präsentiert sich bis weit herunter als steile Firnflanke. Ob ich mich da allein hinauftraue?
Als ich es mir an der Weissmieshütte in der Abendsonne bequem mache, setzen sich Achim und seine Freundin (Viele Grüße nach München!) zu mir. Sie ist zur Zeit etwas gehandicapt, er hat jede Menge Auftrieb. Zwei Minuten später steht es fest, wir werden das Lagginhorn gemeinsam angehen. Vorher verbringen wir jedoch einen gemütlichen Hüttenabend.
Vier Uhr - wecken. Eine Stunde später steigen wir im ersten Licht bergwärts. Anders als alle anderen Gipfelaspiranten gehen wir nicht über den kleinen Lagginhorngletscher, sondern auf dem Fletschhorn-Zustieg bis zum Fuß des Westgrates. Auf ihm geht es teils weglos, teils Steinmännchen folgend durch Blockgeröll nach oben. Erst kurz vorm Zusammentreffen mit dem Gletscherweg, den wir nach zwei Stunden erreichen, müssen wir gelegentlich die Hände zu Hilfe nehmen.
Von hier klettern wir über Blöcke und zum Teil vereiste Platten aufwärts. Die Schneefelder werden häufiger und nach einem letzten Felsaufschwung greifen wir zu Steigeisen und Pickel.Dann schinden wir uns durch steilen, aber gut griffigen Firn aufwärts. Der Gipfel rückt langsam näher und kurz bevor wir ihn erreichen, treten wir vom Schatten in die Sonne. Wärmer ist es indes kaum, es weht ein eisiger Wind.
Bergheil! Nach vier Stunden stehen wir oben am wackligen, aus Wasserleitungsrohr zusammengeschweißten Gipfelkreuz. Wir genießen die Aussicht, schießen ein paar Fotos, dann müssen wir die winzige Gipfelfläche für die nächsten räumen.
Beim Abstieg über den steilen Firn habe ich Zeit, darüber nachzudenken, dass es besser ist, nicht gerade hier zu stolpern, eine tolle Rutschpartie mit anschließendem Gratisflug wäre die Folge. Doch unbeschadet gelangen wir nach unten. Beim Abklettern durch Felsen, garniert mit Schneefeldern, schicken wir gemeinsam einen Dank an die Erfinder der Vibramsohle. Dann wird es einfacher, wir biegen links ab und bummeln über den Lagginhorngletscher zu Tal. Drei Stunden nach dem Gipfel gelangen wir wieder zur Hütte, wo uns die netteste Bedienung, die zur Zeit im Wallis aufzutreiben ist, mit Bier und Radler versorgt.
Am Nachmittag steigen wir zum Kreuzboden ab und fahren, um ein schönes Erlebnis reicher, mit der Seilbahn hinab nach Saas Grund.
Juli 2007
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