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Kekes
Thermalbäder, Csardas, Wein, Puszta? Richtig, wir sind in Ungarn. Aber Ungarn ist natürlich auch Baden im Balaton, Radfahren am Donauknie und Formel 1 in Budapest. Warum, so denke ich, sollte es nicht auch Wandern oder Bergsteigen sein, gibt es doch einige kleine Gebirge im Norden des Landes. Bis auf tausend Meter über dem Meer hat sich die Erde an einer Stelle ausgebeult, Matrasgebirge nennt sich das Ganze. Da sollten doch einige Bergtouren drin sein.
Ich nähere mich dem Gebirge "von hinten" aus Richtung Eger. Sanfte Hügel verschwimmen im Dunst, irgendwo überragt von einem Funkturm. Schließlich geht es auf einer waschechten Bergstraße den Hang hinauf. Auf der Paßhöhe mache ich Halt. Von hier aus will ich den Kekes, Ungarns höchsten Berg angehen. Ich kaufe mir eine Wanderkarte, orientiere mich etwas, ...und bin enttäuscht. Ich bin bereits so hoch, daß der Gipfel in Reichweite ist, kaum eine halbe Stunde entfernt.
Außerdem ist er auf einer Straße bequem zu erreichen. Was soll das für eine Bergtour werden? Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, setze mich ins Auto und fahre hinauf. Oben wartet die nächste Enttäuschung, das Gipfelplateau ist total verbaut mit Parkplätzen, Imbißbuden, Hotel, Funkturm.
Ich verschwinde und fahre hinab nach Süden, Richtung Matrafüred. Am Campingplatz vor dem Ort stelle ich das Auto ab, von hier will ich starten. Statt der Wanderschuhe ziehe ich Turnschuhe an, wer schießt schon gern mit Kanonen auf Spatzen. Dann starte ich auf dem gelb markierten Weg. Doch schon an einer der nächsten Gabelungen verfehle ich ihn, gehe auf unmarkiertem Weg weiter, später querfeldein. Schließlich sehe ich wieder gelbe Markierungen und nun geht es sanft bergauf über Höhenrücken durch schöne Buchen- und Eichenwälder.
Ich gelange erneut an eine Gabelung und schon wieder geht mir der Weg aus. Irgend etwas scheine ich falsch zu machen, dabei sind die Wege doch eigentlich gut markiert. Zumindest auf den geraden Stücken, wo man ohnehin nichts falsch machen kann. Entlang eines Bachlaufes will ich weiter, doch schon bald wird das Tal enger, schließlich unpassierbar. Also steige ich hinauf in die Richtung wo der Weg sein muß. Eine Hirschfamilie kreuzt kurz vor mir durch den Wald, aber noch ehe der Fotoapparat schußbereit ist, verschwindet sie im Unterholz. Ich gelange wieder auf den Weg und von nun an wird es einfach, nach kaum zwei Stunden bin ich im kleinen Bergdorf Matrahaza.
Von hier geht es weiter bergan. Einige hundert Meter abseits des Anstiegsweges steht eine, wenn auch etwas verfallene, Skisprungschanze. Zuerst hielt ich es für einen Witz, aber irgendwann wollten die Ungarn mal Skispringen. Der Rest des Weges zum Gipfel läuft entlang einer Skipiste. Ich mache mich auf einen steilen Anstieg gefaßt. Die Piste zieht jedoch in sanften Wellen hinauf Richtung Funkturm. Vielleicht gibt es hier ja irgendein Spezialwachs, um ohne Stockeinsatz ins Tal zu gelangen. Schließlich bin ich oben. Ein Aufzug bringt mich auf die Aussichtsplattform des Turmes, ich halte Rundschau und dann geht es wieder hinab.
Ich wähle einen Abstiegsweg, der an einer Höhle vorbeiführt. Natürlich habe ich eine Taschenlampe dabei. Ein markierter Pfad führt zu der Höhle wenig abseits des Weges. Staunend stehe ich vor einem kleinen Loch im Fels, die Lampe war wohl eine Art Ballast. Vorbei an Ruinen, einer Mariengedenkstätte und einer Quelle geht es zurück zum Campingplatz.
Tja, und sollte ich wieder einmal nach Ungarn fahren, dann tue ich das wegen all der Dinge, derentwegen man eben nach Ungarn fährt (siehe ganz oben). Die Bergschuhe bleiben jedenfalls Zuhause.
August 2001
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