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Großglockner
Erzählt mir doch ein Kollege, dass er den Großglockner besteigen möchte, allein. Rasch sind wir uns einig, daß ich ihn begleite. Ist ja schon paar Jahre her, daß ich das letzte Mal oben stand und von Kalser Seite kenne ich den Berg ohnehin noch nicht.
Als wir einige Wochen später den Felbertauerntunnel auf seiner Südseite verlassen, reißt die geschlossene Wolkendecke eben etwas auf, hier und da ist ein Stück blauer Himmel zu sehen. Für den nächsten Tag ist besseres Wetter gemeldet und wir hoffen, daß das Zwischenhoch auch davon weiß.
Am frühen Nachmittag treten wir den Aufstieg an, der als ganz normale Wandertour beginnt.
Gemeinsam mit vielen Wanderern und Spaziergängern steigen wir vom Lucknerhaus hinauf zur Lucknerhütte und ohne Aufenthalt, nun auch steiler, weiter zur Stüdlhütte. Hier haben wir uns nach zwei Stunden flotter Wanderung eine erste Rast verdient.
Danach geht es hinüber Richtung Ködnitzkees und über dieses erst ziemlich genau Richtung Glockner, später rechts haltend zum Kampl. Dort steigen wir durch Felsen, über weite Strecken mit Drahtseilen versichert, hinauf zur Erzherzog-Johann-Hütte auf der Adlersruhe. Pünktlich zum Abendessen, fünf Stunden nach dem Start, beenden wir unser Tagewerk.
Nach einer elenden Nacht ist das Wecken gegen fünf eher Erlösung als Qual. Und so starten wir mit einem schnellen Frühstück und voller Tatendrang in den neuen Tag. Im ersten Licht der Sonne spazieren wir hinüber zum Glocknerleitl und steigen, schnell steiler werdend, dieses hinauf den Felsen des Kleinglockners entgegen. Das geht problemlos, von Eis keine Spur, an einigen Stellen müssen wir regelrecht durch Neuschnee waten. Und auch die Kletterfelsen über den Kleinglockner sind ordentlich mit Schnee garniert. Rasch sind wir an der Scharte, es herrscht ja noch kein Gegenverkehr.
Gut gesichert, genieße ich wiedermal den Übergang über die Glocknerscharte mit ihren prickelnden Tiefblicken. Die verbleibende Kletterei ist nur noch Minutensache, dann stehen wir am höchsten Punkt Österreichs.
Noch herrscht kaum Betrieb am Gipfel und so nutzen wir die Zeit zum Schauen, Fotografieren, Rasten. Doch als wir uns schließlich an den Abstieg machen, sehen wir schon, daß es etwas länger dauern wird. Wie eine bunte Perlenkette zieht sich die Menge der aufsteigenden Gipfelaspiranten über Groß- und Kleinglockner.
Und so steigen wir langsam, immer wieder im Gegenverkehr hängen bleibend, dem Schnee des Glocknerleitls entgegen. Von dort geht es dann schneller, nur von ein paar Fotostops unterbrochen, hinab zur Hütte. Hier rasten wir noch mal ausgiebig, bevor wir weiter absteigen. Abklettern durch Felsen, bummeln über das Ködnitzkees, Mittag an der Stüdlhütte, das sind die nächsten Aktionen. Und dann bleibt nur noch die Wanderung hinab zum Ausgangspunkt, dem Parkplatz am Lucknerhaus. Nach einer gelungenen Tour verabschieden wir uns dort. Mein Kollege muß nach Hause, während auf mich noch einige erlebnisreiche Tage in den nahen Dolomiten warten.
Juli 2008
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