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Großglockner
Der Jahresurlaub im Süden ist im Prinzip vorbei, nur zwei, drei Tage bleiben noch. Also bummeln wir über die Großglockner-Hochalpenstraße langsam Richtung Heimat. Nicht ohne dem Großglockner einen kleinen Besuch abzustatten.
Von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe spazieren wir zur Hofmannshütte und bewundern bei herrlichem Wetter das Panorama. Unter uns liegt die Pasterze, der längste Gletscher der Ostalpen und hoch oben thront der höchste Gipfel Österreichs vor strahlendem Blau mit kleinen weißen Wölkchen.
Und plötzlich stellt sich die Frage, wieso nur von unten nach oben schauen, warum nicht umgekehrt. Während der Heimfahrt hat der Plan Zeit zu reifen.
Mangels Seilpartner und Gletschererfahrung mache ich einen Termin im Büro der Bergführer in Heiligenblut. Ja, und zwei Tage später ist Start auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Zunächst geht es mit der Gletscherbahn hinunter zur Pasterze. Nach deren Querung steigen wir durchs Äußere Glocknerkar und erreichen bald den Frühstücksplatz am Rande des Hofmanskees.
Nach einer kleinen Stärkung schnallen wir die Steigeisen an, binden uns ins Seil und auf geht's. Wir steigen problemlos über den Gletscher weiter auf, doch nur wenig abseits zeigt mir der Führer einige gewaltige Gletscherspalten. Wir gewinnen an Höhe und irgendwann taucht vor uns die Adlersruhe mit der Erzherzog-Johann-Hütte auf. Wenig mehr als vier Stunden haben wir benötigt, dann stehen wir auf deren Terrasse. Rasch aufziehende Wolken und einsetzende Schneeschauer verhindern einen
weiteren Aufstieg und treiben uns in die Hütte.
Nach einer schlaflosen Nacht betrete ich am Morgen die vereiste Terrasse. Das Panorama verschlägt mir den Atem. Hunderte Gipfel glühen im ersten Licht, von locker treibenden Wolkenfetzen wird das Ganze dekoriert. Tief unter mir liegen Franz-Josefs-Höhe und Pasterze.
Nach dem Frühstück gehen wir den Gipfel an. Über den steilen Eishang des Glocknerleitl erreichen wir die ersten Felsen. Entlang einiger Eisenstangen als Sicherungsmöglichkeit gelangen wir auf den Kleinglockner. Nun geht es hinab in die Glocknerscharte.
Wem atemberaubende Tiefblicke von einem schmalen Grat nichts ausmachen, für den ist die Überschreitung der Scharte ein Genuß. In leichter Kletterei steigen wir dem Gipfelkreuz entgegen. Dann ein Berg heil, es ist geschafft. Die Ostalpen liegen uns zu Füßen.
Ich genieße Nah- und Fernsicht, schieße die obligatorischen Gipfelfotos, dann treibt uns zunehmendes Gedränge wieder hinab
zur Hütte. Wir genehmigen uns noch einen Tee und machen uns danach an den Abstieg. Nach dem Mittag tauchen wir wieder ein in das bunte Treiben der Touristen auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe.
August 1996
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