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Pico de Aneto
Natürlich ist der Aneto nicht der höchste Berg Spaniens, noch nicht einmal der höchste des spanischen Festlandes. Aber immerhin ist er der König der Pyrenäen und da weder in Schriftform noch im deutschsprachigen Internet allzu viel über ihn zu finden ist, habe ich in einer Mußestunde mal einen kleinen Bericht heruntergetippt.
Höhepunkt unseres Pyrenäenurlaubs sollte die Besteigung des Pico de Aneto sein. Also fahren wir nach Benasque, erkunden zunächst den Ort und schlagen dann in einem Talgrund oberhalb unser Zelt auf. Da die Tour zum Aneto mit einer Gletscherquerung verbunden ist, leihen wir uns in Benasque in der Casa de la Montana je ein Paar Steigeisen aus. Der Angestellte bei dem Bergsportausrüster spricht gut englisch, also bitten wir ihn, für den nächsten Abend zwei Plätze im Refugio de la Renclusa für uns zu reservieren. Fehlanzeige, die Hütte ist in den nächsten Tagen komplett ausgebucht. Na dann eben ohne Übernachtung!
Wir fahren schon mal hinauf zum Parkplatz am Ende der Straße und weiter mit dem Bus hinein in den Nationalpark. Beim Blick auf den Fahrplan stellen wir fest, daß der erste Bus bereits frühmorgens um fünf Uhr startet. Einem zeitigen Aufbruch zu unserer Gipfeltour steht also nichts mehr im Wege. Heute jedoch wandern wir nur von der Buswendestelle La Besurta zum Forau dels Aiguallut, wo sämtliches Schmelzwasser der näheren Umgebung in der Erde verschwindet und Kilometer weiter in einem Nachbartal die junge Garonne speist. Vom Hochplateau Plan dels Aiguallut bietet sich ein prächtiges Bild auf Aneto und seinen Gletscher.
Am nächsten Morgen quälen wir uns recht zeitig aus den Federn. Wieder fahren wir hinauf zum Parkplatz im oberen Valle de Benasque. Den ersten Bus um fünf Uhr lassen wir fahren, haben ohnehin keine Stirnlampen dabei. Nach einem gemütlichen Frühstück besteigen wir halb sechs den nächsten Bus. Von La Besurta aus führt unser Weg zunächst zum Refugio de la Renclusa.
Im Licht des Mondes stolpern wir aufwärts. Nach gut einer halben Stunde gelangen wir an der Hütte an. Hier herrscht gerade allgemeiner Aufbruch, so hängen wir uns an ein paar Spanier dran und im ersten Licht des Tages geht es durch Wiesen aufwärts. Doch schnell gelangen wir in grobes Blockgeröll, durch das wir unseren Weg hinauf suchen. Nur gelegentlich ist er durch Steinmännchen gekennzeichnet. Aber solange man in der linken Hangseite bleibt, kann man nicht viel falsch machen, alle Wege führen nach oben. Schließlich gelangen wir zu einer Engstelle, Portillon Inferior, genannt. Anschließend geht es auf einem Grat und rechts davon weiter aufwärts. So gelangen wir zum Portillon Superior, einer Scharte im Fels. Wir durchsteigen sie und über große Blöcke und Schneefelder erreichen wir nach drei Stunden den Rand des Anetogletschers. Hier ist eine Rast fällig, bevor wir die Steigeisen anschnallen.
Das erste Stück auf dem Gletscher führt über ziemlich blankes Eis, ohne die Eisen wäre die Tour an dieser Stelle mit Sicherheit für uns beendet gewesen. So aber gelangen wir rasch aufwärts, unser Ziel nun ständig im Blick. Wir steigen das letzte steile Stück den Gletscher hinauf, dann kraxeln wir über Blöcke zu einem Vorgipfel. Schon ist das Gipfelkreuz zu sehen, aber noch trennt uns die Brücke Mohammeds von unserem Ziel. Dabei handelt es sich um eine kleine Kletterei, nicht wirklich schwierig, aber doch etwas ausgesetzt. Also legen wir ordentlich Hand an den Fels und schon Minuten später, viereinhalb Stunden nach dem Start, stehen wir auf dem Gipfel. Einige Wolken sind aufgezogen und der Wind treibt herrliche Spiele mit ihnen. Während der Gipfelmahlzeit genießen wir das Panorama. Nur ein Nordire ist schon oben. Wir plaudern etwas mit ihm. Er scheint hier Stammgast zu sein, erzählt uns, daß der Anetogletscher in den letzten Jahren stark abgeschmolzen ist und gibt uns Tipps für die nächsten Touren.
Schließlich machen wir uns an den Abstieg, schlendern den Gletscher hinab und genießen noch einmal Aus- und Tiefblicke. Einige Touristen schwindeln sich ohne Steigeisen, Pickel oder Stöcke über das Blankeis. Wir staunen, Mut oder Leichtsinn? Den kniemordenden Abstieg zur Hütte erwischen wir etwas weiter links, in der Nähe des Baches. Diese Variante ist wahrscheinlich günstiger als der Anstiegsweg. Noch vor drei besteigen wir den klimatisierten Bus, der uns hinabbringt zum Parkplatz und zu neuen Wanderungen in diesem großartigen Gebirge.
Juli 2003
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