Allalinhorn
Mehrere Bergsteiger, die ich traf, haben beim Namen Allalinhorn die Nase gerümpft und ihn etwas verächtlich als Kinder- oder Anfänger-Viertausender abgetan. Ganz unrecht haben sie nicht, steigt man doch von der Bergstation Mittelallalin in gerade zwei Stunden recht problemlos zum Gipfel. Doch es sind auch längere, anspruchsvollere Anstiege möglich und oben wartet ein tolles Panorama.
Es ist noch stockdunkel, als ich meine Nase das erste Mal aus dem Zelt stecke. Weder Mond noch Sterne sind zu sehen, es scheint wieder ein trüber Tag zu werden. Doch wir haben nicht ewig Zeit, also quälen wir uns aus dem Schlafsack um heute das Allalinhorn anzugehen. Nach dem kurzen Frühstück düsen wir hinauf nach Saas Fee um noch die erste Seilbahn zu erwischen. Nachdem wir fast fünfzig Euro pro Nase gelöhnt haben, reihen wir uns ein in die endlose Schlange von wartenden Skifahrern. Doch es geht zügig voran, schon bald schweben wir in zwei Etappen aufwärts um dann in die unterirdische Metroalpin umzusteigen. Sie bringt uns zum Mittelallalin auf 3500m. Schon hier empfängt uns ein großartiges Panorama, unzählige hohe Gipfel schauen aus der unter uns liegenden geschlossenen Wolkendecke. Wir schlendern über die Skipiste und legen dann Steigeisen und Seil an. Den Normalweg lassen wir rechts liegen, queren stattdessen durch den unteren Teil der Nordwand hinauf zum Feejoch. Von dort geht es steil hinauf, bis wir nach zwei Stunden das Gipfelkreuz erreichen.
Die Aussicht ist umwerfend. Das Matterhorn im Westen, Strahlhorn, Monte Rosa, Rimpfischhorn im Süden und die Viertausender der Mischabelkette auf den anderen Seiten sind die markanten Gipfel in unmittelbarer Nähe. Weiter entfernt werden noch andere Größen der Alpen sichtbar. Toll!
Nach einem Sonnenbad auf den Felsblöcken des Gipfelgrats bummeln wir auf dem Normalweg durch dichter werdende Wolken wieder hinab.
August 2004